Hallo Leute,
am Anfang dieser Woche ging ein lang ersehnter Wunsch (manche nennen sowas auch Traum) von mir endlich in Erfüllung. Auch die (positive) Antwort auf eine bestimmte Frage wurde endlich gefunden.
Da ich vor ein paar Jahren mal hautnah bei einem Formel BMW (damals Formel Junior) Rennen dabeisein konnte und mich über so gewisse Sachen furchtbar aufgeregt habe keimte in mir der Wunsch auch mal so ein Formelfahrzeug zu bewegen. Damals sagten mir alle "Kenner" ich sollte es gleich lieber lassen denn ich sei eh schon zu alt und überhaupt sollte ich am besten gleich in Rente gehen. Ich glaubte zunächst allen aber der Wunsch ließ sich einfach um nichts in der Welt unterdrücken, er wurde eigentlich sogar immer stärker.
Die Frage die ich mir in diesem Zusammenhang stellte war, ob ich denn überhaupt in der Lage wäre so ein Formelfahrzeug "angemessen" um eine Rennstrecke zu bewegen. Die Frage läßt sich aber nur auf eine Art und Weise beantworten! Man muss dafür die Gelegenheit haben so ein Auto zu fahren. Die Gelegenheit sollte Anfang August 2006 kommen...
Irgendwann diesen Frühling erfuhr ich das die BMW Rennfahrerschule jedes Jahr ein event auf dem "Circuito de la Comunidad Valenciana Ricardo Tormo" hält um neue Talente und neue Fahrer für die jeweils nächste Saison der Formel BMW zu suchen...
Ich meldete mich also an und als ich das OK bekommen habe war ich überglücklich denn ich rechnete ja damit das mich auch diese Leute lieber in Rente schicken würden. Dem war aber ganz und gar nicht so...!!!
Nach einer etwas Kraftraubenden Reise landete ich also am 05 Aug in Valencia und am Abend wollte ich mir die Strecke ansehen um mich ein wenig einzuleben und mir die ganze Sache mal anzuschauen.
Der etwas sprechfaule "hombre" am Eingang ließ mich aber leider nicht auf die Anlage und zwar mit der Begründung das die BMW-ler nicht mehr vor Ort seien. Ich lächelte zurück und wünschte noch einen schönen Abend, dachte mir aber "Morgen sehen wir uns wieder und da MUSST mich reinlassen, hombre!!"
Der 06 Aug brach an und an diesem Tag war die Sitzprobe geplant. Ich war etwas nervös aber schon sehr auf die Sache gespannt!
Am Anfang wurden wir von den drei Instruktoren begrüßt und gleich danach vermessen. Da je zwei Leute auf ein Fahrzeug eingeteilt wurden sollte der eine nach Möglichkeit nicht 190m gross sein und der andere 140m. Nach der Einteilung wurde gefragt ob man so Zeug wie feuerfeste Unterwäsche, Handschuhe, Schuhe, Kopfhaube Helm hat oder nicht. Da ich noch kein Hem mit H.A.N.S. besitze musste ich mir leider einen ausleihen, was ich nicht so sonderlich toll fand denn ein Leihlem sitzt nie so wie der eigene. Egal, was muss das muss...
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Die Sitzprobe verlief sehr entspannt! Dirk Müller (aktiver Rennfahrer in der WTCC) erklärte mir alle Funktionen, alle Knöpfe, fragte nach Druckstellen der Sitzschale, zeigte mir wie man das Lenkrad ab- und anbaut, und wieß mich in der sehr spärlichen Elektronik im Lenkrad ein.
Er schaute sich an wie ich die Hände am Lenkrad halte und wie ich lenke und schon war alles vorbei. Ach nee... er sagte noch "Brems doch mal bitte...!" Ich also rauf auf das Bremspedal, er wechselte die Seiten auf dem Lenkraddisplay und verstellte dann ein wenig die Bremsballance. Danach sagte er wieder "Brems mal richtig!" Ich also wieder voll ins Pedal aber irgendwie war der Herr immer noch nicht zufrieden. Er zeigte mir einen Wert und meinte... "Diese Zahl hier muss zwischen 55-60Bar anzeigen!" Ich war so bei ca 40Bar wenn überhaupt! Ich drücke also auf die Bremse wie ein Irrer und siehe da... 60Bar. Er meinte dann trocken nur "ok, dann halt das mal 5 Sek.!" "Hmmm gar nicht so einfach!" denke ich mir...aber warum will er denn das von mir jetzt haben??? Nachher sagte er mir dann das man das Fahrzeug mit ca 55-60Bar Bremsdruck am besten/schnellsten verzögert! Das bedeutet ich muss in der Bremszone ca 80kg auf das Bremspedal stemmen. Ich wiege 60kg, muss also mein Gewicht plus 20kg mit meinem Ballen auf das Bremspedal drücken.
Irgendwann fragte Dirk auch ob ich schon mal was von Zwischegas gehört hab und das wir das morgen wohl brauchen würden. Ich ahnte schon das die Frage wohl eine gewisse Wichtigkeit besitzt und sollte sowas von Recht haben!
Die Sitzprobe war vorbei und ich total gespannt auf den nächsten Tag!
Der begann um 8:30 mit einem Briefing und danach ging es schon los, und zwar mit einer Schaltübung! Klingt total "billig" aber das war sie nicht wirklich. Der Kurs den wir dazu nutzen war denkbar einfach! Die lange Start/Ziel Gerade runter danach rechts in die Boxengasse einbiegen, durch die Box fahren und danach wieder rechts auf die Start/Ziel Geraden einbiegen. Wohlgemerkt mussten wir sowohl auf der Start/Ziel Geraden als auch in der Boxengasse VOLL beschleunigen (bis hoch in den 6-ten Gang) und am Ende der Geraden dann immer runter in den 2-ten Gang. Die Anfgabenstellung ist auch denkbar einfach gewesen! Sehr spät und sehr hart bremsen, parallel dazu runterschalten, natürlich mit Zwischengas wie es sich gehört!!! Tja, das dumme daran war das, dass Timing das ich aus dem PKW so kenne im Formelfahrzeug so gut wie absolut NICHT funktioniert. Hier hatte man auch kein Platz die Ferse nach rechts zu bewegen und mit der Hacke Zwischengas zu geben! Nein, nein... das ging nicht! Man sollte also hart bremsen und mit der Aussenseite des rechten Fußes durch knicken des Sprunggelenkes Zwischengas geben. Dabei die Bremse natürlich NICHT modulieren!!!!!
Die Kupplung im Formelfahrzeug ist auch "etwas anders" als in einem normalen PKW! Der Kupplungsweg ist so gering das man sich das wirklich nicht vorstellen kann...
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Das sequentielle Hewland Getriebe ließ sich auch nicht etwa mit einem Finger schalten sondern da musste man den Gang schon ordentlicher Kraft "reinhauen".
Das hat bei mir nach der ersten Übung zu diesen Symptomen geführt.
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Da wußte ich aber das der Tag noch lange nicht zu Ende war und das ich den Schalthebel noch einige male nach hinten und auch nach vorne drücken muss!!!
Tja, die zweite Übung war eine Kombination zwischen Startübung und wieder Runterbremsen/Runterschalten...
Die Hitze war zu dem Zeitpunkt so extrem das man jedes mal wenn man zum Stillstand gekommen war dachte man sitzt in einem Ofen. Schon aus diesem Grunde würgte ich nicht einmal den Motor ab denn sobald man fuhr, und das liebe ich so an Formelfahrzeugen, hatte man "frische" Warmluft um sich rum und alles wurde etwas erträglicher. Beim nächsten Stop ging aber die Geschichte des Leidens von vorne los! Da die Übung jeweils immer nur einer fuhr stand man ziemlich lange in der Sonne und hatte entweder Zeit zum leiden oder probierte sich zusammenzureißen und zu konzentrieren. Es wurde einem auch immer gesagt was falsch lief und was man verbessern sollte!
Am Ende des ersten Tages liefen wir alle zusammen, Kurve für Kurve ab und wir durften jeweils den Einlenkpunkt und den Scheitelpunkt der Kurven mit Hütchen markieren. Die blieben dann am zweiten Tag aufgestellt das wir dann im "Renntrimm" wenigstens ne kleine Orientierunghilfe haben. Nach ein paar Runden brauchte man die eh nicht mehr wirklich da jeder einen anderen Fahrstil hat und ein wenig früher oder eben ein wenig später einlenkt. Den Kurvenscheitel sollten aber dann alle treffen, was auch mehr oder weniger immer passiert ist. (Das ist an eine ganz spezielle Person gerichtet, die das hier hoffentlich auch irgendwann lesen wird. Kim, Ich hoffe Du hast noch zwei wunderschöne Tage in Valencia und fährst allen um die Ohren!!!)
Der zweite Tag war dann die Krönung! Wir durften die ganze Rennstrecke nutzen und so ist man auch viel besser in einen Rhytmus gekommen. Die Schaltarbeit klappte schon viel besser obwohl man das nicht mehr bewußt kontrollierte. Es passierte halt einfach... Komisch aber am ersten Tag sagten uns die Instruktoren immer "Nicht so viel denken, einfach machen!" klang für uns aber irgendwie etwas utopisch. Tja, die Leute wissen eben wovon sie sprechen und sie sollten Recht behalten.
Es gab am zweiten Tag ein Freies Training danach Wertungsrunden und am Ende als absolutes Sahnehäubchen ein GP Startsequenz mit allem drum und dran. Also mit Einführungsrunde dann 5Min Schild dann 3 Min Schild, 1Min Schild, 5 Sek Schild und GOOOOOOOOOOOOOO! Mein erster Start war...sehr gut, ich hab sogar einen Platz gut gemacht. Das problematische in Valencia ist das die Start/Ziel Gerade leicht abschüssig ist, d.h. man muss eigentlich alle 3 Pedale betätigen weil wer leicht rollt produziert einen sogenannten Jumpstart und ist somit nicht mehr bei der Musik!
Nach dem Start sagten uns die Instruktoren wir wären losgefahren wie alte Omis!
Dafür hats aber einen HÖLLEN SPASS gemacht und die Kupplungen haben auch nicht so gelitten!!!!!
Tja, das waren so einige wenige Eindrücke. Es folgen noch Videos und evtl. auch noch ein paar Bilder aber ich muss die Daten erst einmal bearbeiten bzw. noch bekommen.
Schön das Ihr Euch Zeit genommen habt das hier alles durchzulesen, hoffe es hat Euch ein wenig Spass bereitet.
Grüßle
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Zitat
Original von MrBuRNz
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